Schiffsantennen


Mike' s Antennentips EA5/DL1MEA

Nach vielen hundert QSO's mit Segelyachten auf allen Ozeanen dieser Welt und nach einigen Antennen - Experimenten auf sloop - und ketchgetakelten Yachten möchte ich gerne meine diesbezüglichen Kenntnisse und Erfahrungen weitergeben.

1.1.
Die beste Yachtantenne für praktisch alle Entfernungen, insbesondere aber für den Überseeverkehr, ist die Vertikalantenne. Ihre Länge sollte 0,6Lambda nicht überschreiten. Sie ist möglichst weit und frei vom Rigg, also üblicherweise am Heck einer Segelyacht anzubringen. Eine leichte Neigung nach achtern (bis zu 10º) empfiehlt sich, um möglichst frei vom Rigg zu kommen; das sieht außerdem gut aus. Gerne benutzt werden Angelruten (Achtung: Keine carbonverstärkten Ruten verwenden!), aber auch kommerzielle Wip-Antennen, wie sie auf Motoryachten gebräuchlich sind. Aus praktischen Erwägungen, aber auch bei vorwiegendem Gebrauch auf 14 MHz, ist man mit einer Antennenlänge von 6 bis 8 m gut beraten.
Die Verwendung eines Automatik - Antennentuners in der Nähe des Antennenfußpunktes gestattet es, die Vertikalantenne auf praktisch alle KW Frequenzen anzupassen. Es kann also auch auf Grenzwelle oder auf Schiff-Schiff-Frequenzen Betrieb gemacht werden. Wer die Vertikalantenne über ein längeres Koaxkabel mit einem manuellen Tuner im Schiff betreiben will, beachte Punkt 2.2.

Bei Einbandbetrieb kann man die Vertikalantenne Air die Arbeitsfrequenz mit einem Fuchskreis (eventuell auf mehrere Frequenzen umschaltbar) am Antennenfußpunkt anpassen und dann ohne Zwischenschaltung eines Tuners direkt mit einem beliebig langen Koaxkabel zum Transceiver gehen. Nicht zuletzt leisten Mobilantennen am Heckkorb angeschraubt auf den Amateurfunkfrequenzen gute Dienste, taugen jedoch wegen ihres geringen Wirkungsgrades nicht sonderlich für den Überseeverkehr.

1.2.
Achterstag - Antennen sind Kompromiß - Antennen, weil sich der Strahler zu nahe am Rigg befindet. Das ist z.B. auf einer Ketch besonders ungünstig. Wenn man keine Wahl hat, sollte die Achterstag - Antenne so beschaffen sein, daß I. der Topisolator möglichst mehr als 1 m vom Mast entfernt ist, 2. der untere Isolator möglichst tief angebracht wird, 3. die Gesamtlänge zwischen den Isolatoren 12 bis 15 m nicht überschreitet (gilt Air 14 MHz); bei zu großer Länge wird das vertikale Abstrahldiagramm in ungünstiger Weise aufgefächert, 4. der Tuner möglichst nahe an der Antenne angebracht wird. Die Einspeisung einer Achterstag - Antenne am unteren Isolator sollte möglichst nicht mit abgeschirmtem Koaxialkabel erfolgen, sofern der Tuner (Automatik - Tuner) nahe an der Antenne, z.B. im Achterschiff, betrieben werden kann, Es empfiehlt sich, bis zum Eintritt ins Schiffsinnere ein von seinem äußeren Kupfergeflecht befreites Koaxkabel Typ RG 213 zu verwenden. Das so entstandene, dick isolierte Kabel kann dicht am Stag unterhalb des Isolators entlanggeführt werden oder mit kleinen isolierten Stegen gehalten werden. Bei doppeltem Achterstag ist das nicht benutzte Stag im Top und in Mannshöhe über dem Cockpit mit Isolatoren zu verstehen; die isolierte Länge sollte so gewählt werden, daß keine Resonanz auf einem der benutzten Amateurfunkbänder entsteht. Empfohlene Länge 8,5 m oder 11,6 m,

1.3
Die Antennen (für das 20m-Band) werden gerne auf Ketchgeriggten Schiffen mit einem Bein zwischen Groß- und Besanmast gespannt, die andere Hälfte wird z.B. an der Besandirk nach unten geführt. Wegen des umgebenden Riggs ist es problematisch, die Antenne in Resonanz zu bekommen; es bleibt meist ein mehr oder weniger hohes SWR, das mit einem Tuner ausgeglichen werden muß. Dipolantennen müssen symmetriert werden (Balun oder Coaxdrossel). Sie sind Monoband - Antennen und in oben geschilderter Anordnung als Horizontalstrahler nur auf kürzere Distanzen empfehlenswert (Europa - Verkehr). Dipolantennen werden gelegentlich als Provisorium an einem Fall hochgezogen und sind somit parallel und meist verhältnismäßig dicht an Stagen und Wanten angeordnet. In diesem Fall ist der Wirkungsgrad besonders ungünstig.

2,1
Bei Verwendung eines Automatik - Antennentuners sollte dieser so dicht wie möglich am Antennenfußpunkt angeordnet werden. Bewährt hat sich der SMART-Tuner Type 230,er arbcitet unabhängig vom verwendeten Transceiver und benötigt keine gesonderte Zuleitung, jedoch 12V Versorgung. Besonders wichtig ist, daß der Erdungsanschluß des Tuners mit der Schiffserde also mit möglichst vielen Metallteilen im Schiff elektrisch verbunden wird. Geeignet sind: Seereling, Motorblock, Getriebe, Metalltanks, Kielbolzen etc. Jeder dieser Erdungspunkte ist getrennt über ein möglichst kurzes und dickes Kupferkabel (z.B. Erdungsband) mit dem Tunererdungspunkt zu verbinden. Von Erdungsschwämmen an der Schiffsaußenhaut ist abzuraten. Sie setzen sich durch Bewuchs schnell zu. Bei Stahlschiffen ist die Schiffswandung in unmittelbarer Nähe des Tuners die beste und einzig notwendige Erdung.

2.2.
Wenn es unvermeidbar ist, zwischen Antenne und Tuner ein langes Zuleitungskabel durch das Schiff zu verlegen, dann muß ein abgeschirmtes Koaxkabel bis zum Austritt aus dem Rumpf benutzt werden, um unerwünschte Abstrahlung im Schiff zu vermeiden. Es sollte in diesem Fall ein Kabel mit geringer Dämpfung Anwendung finden. z.B. RG 213 oder besser H 500.

Hier ein mögliches Beispiel, für die durch Kabeldämpfung auftretenden Verluste, wenn ein ungeeigneter Kabeltyp verwendet wird:
Antennenfußpunktimpedanz 2000 OHM entspricht etwa einem
10 m langen Achterstag auf 14 MHz)
- Zuleitung 10 m RG 58 - SWR 2000/50 = 40!
- Kabeldämpfung = O,55dB (14 MHz)
- zusätzliche Dämpfung durch SWR = 5,0dB!
- Summe der Verluste = 5,55dB, das ist eine S - Stufe.
Von l00 Watt Ausgangsleistung Ihres Senders erreichen also nur 27,9 Watt (!) die Antenne. wobei die im Anpaßgerät auftretenden Verluste noch nicht berücksichtigt sind. Die Werte im vorigen Beispiel:
für RG 213
3.25dB - 47.3 Watt P out

für H 500
2, l5dB = 61 Watt P out

Nicht vergessen das Koaxkabel an antennenseitigem Ende mit seinem Außenleiter an die Schiffserde anzuschließen.

3.1
Zwischen Tuner und Transceiver empfehle ich - zur Vermeidung von Mantelwellen - eine koaxiale Drossel vorzusehen. Wo sie zwischen beiden Geräten angeordnet wird. ist unerheblich; bei Stahlschiffen nicht flach auf dem Metall befestigen! Koaxdrosseln sind einfach herzustellen. indem man das Kabel aufwickelt und mit Tape zusammenbindet.

Empfohlene Dimensionierung:

- RG 58: 8 Windungen, l0 cm Durchmesser
- RG 213: H 500 zu 4 Windungen, 24cm Durchmesser

Diese Werte sind optimiert für 14 MHz Betrieb. Da zwischen Tuner und Transceiver weitgehend Anpassung gegeben ist, kann eigentlich ohne Einschränkung RG 58 Koaxkabel verwendet werden.

3.2
Werden mehr als eine Antenne auf einer Yacht benutzt. so ist Sorge zu tragen, daß die jeweils nicht betriebene Antenne außer Resonanz ist. Die gegenseitigen Beeinflussungen können erheblich sein. Das Rigg des Schiffs wirkt wie ein Reflektor, so daß achterlich am Schiff angebrachte Antennen eine Vorzugsrichtung aufweisen. Vornehmlich nach achtern. Der Effekt kann bei Weitverkehr bis zu 10 db ausmachen.

Noch Fragen: Dann bitte auf 14,313 KHz an EA5/DL1MEA.
Auch kritische Anmerkungen werden freundlich entgegengenommen.
Juli 1999


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