Reisebericht von Horst DH2EHK SY-BEL-AMI
Nun
habe ich mich wieder einmal aufgerafft
um die Erlebnisse des Jahres 2007
niederzuschreiben. Es ist immer ein
Kampf mit mir selbst endlich an die
Tastatur zu gehen und über mein Leben
an Bord der BEL-AMI zu berichten. Fange
ich mal da an wo ich das letzte Jahr
aufgehört habe. In der Türkei.
Ende
April flog ich von Athen nach Kos und
hatte dann das Glück dass eine Fähre
nach Bodrum ging. Vorher hatte ich in
der Marina Turgutreis, in der mein Boot
lag, angerufen ob überhaupt eine
Verbindung von Kos in die Türkei
besteht. Es war ja noch keine Saison. Ja
sagte man mir, es geht eine Fähre nach
Bodrum. Was man mir nicht sagte war,
dass diese Fähre nur am Mittwoch und am
Samstag fährt. Ich kam glücklicherweise
am Samstag an. Sonst hätte ich 3 Tage
warten müssen. Daran kann man schon
erkennen wie gut man sich auf türkische
Aussagen verlassen kann. Nun, es ging ja
gut.
Die Grenzformalitäten waren
schnell erledigt. Ein Zöllner fragte
mich nur was ich im Gepäck hätte. Ich
sagte ihm: alles was ich auf meinem Boot
brauche. Darauf fragte er mich: was
z.B.? Ich sagte ihm das ich einen
Waschbeutel dabei hätte und sonstiges.
Mir fiel im Moment nicht ein was ich
alles aufzählen sollte. Daraufhin
konnte ich passieren. Mit einem Dolmusch
ging es dann zur Marina.
Das
Wetter war miserabel, Regen, Wind und
ca. 12 Grad. Ich kam um etwa 19.00 Uhr
in der Marina an. Ich hatte vorher
telefonisch darum gebeten das man den
Strom angeschaltet lässt (im Bereich wo
mein Boot lag wird der Strom abends
abgeschaltet) und war angenehm überrascht
dass es so war. So konnte ich gleich
meine Batterien laden.
Nach
einigen Tagen entschloss ich mich einige
Arbeiten am Boot machen zu lassen. Ich
hatte eine Lackierung ins Auge gefasst.
Die Boote die man mir zeigte waren recht
gut lackiert und so gab ich den Auftrag
meinen Rumpf und das Unterwasserschiff
neu zu machen. Den Rumpf wollte ich mit
„AWL GRIP“ lackieren lassen.
Meine Aufträge erteilte ich der Firma
"SELMA" die in der
Marina tätig ist. Der
Fertigstellungstermin wurde vereinbart
und der Preis. Alles inklusive
3500,-€.
Dann
machte mir der Eigner der Firma noch ein
gutes Angebot für ein neues Teakdeck.
Das wollte ich eigentlich schon letztes
Jahr machen lassen. Ich entschloss mich
also auch das Deck machen zu lassen. Auf
was hatte ich mich da eingelassen!
Die
Arbeiten begannen schon mal viel später
als dass man den Termin noch hätte
halten können. Ich selbst hatte schon
viele Vorbereitungen getroffen um die
Arbeit schnell voran zu bringen, von den
Arbeitern selbst sah ich erst mal
keinen. Aber irgendwann kam dann ein
Arbeiter, man stellte ihn mir als den
Tischler vor der das Deck machen würde.
Er kam mit einem Hammer und einem
Brecheisen und einem Schraubendreher und
wollte das alte Deck abreißen. Es
dauerte nicht lange da musste ich meine
Werkzeugkiste rausholen weil ihm einiges
fehlte. Mit Gewalt wurde dann das alte
Teak entfernt.
Nachdem das Teak abgerissen war
blieben noch 1600 Schrauben die aus dem
Deck herausragten. 200 davon konnten wir
mit einem Schraubendreher
herausschrauben, den Rest konnten wir
nur mit Gripzangen greifen und mühsam
herausdrehen. Nun, das ist anstrengend,
und so war ich nach kurzer Zeit allein
und schraubte diese alten Schrauben
raus. Mein Tischler hatte schnell eine
Ausrede und war verschwunden. Nach
einiger Zeit tauchte er dann wieder auf,
aber nur um 10 Schrauben rauszudrehen
und mir zu sagen dass seine Hand
schmerzt und war gleich wieder weg. Von
den 1600 Schrauben habe ich dann wohl
1200 allein herausgedreht. Irgendwann
war das auch geschafft.
Endlich, das alte Teak ist
entfernt
Zwischendurch
kam dann auch tatsächlich der Lackierer
und schaute sich den Rumpf an.
Er
spachtelte schon mal ein bisschen und
schliff und vertröstete mich auf später.
Das Wetter wäre noch nicht gut zum
lackieren.
Ich will nun nicht
alle Arbeiten minutiös aufzählen, ich
will dem Leser nur einen kleinen
Einblick geben wie in der Türkei
gearbeitet wird. Wie ich im Laufe der
Zeit erfuhr hatte die Firma „ SELMA“
zuviel Arbeiten angenommen. Dazu kamen
etliche Reklamationen die abgearbeitet
werden mussten und das alles mit Leuten
die keine Facharbeiter sind. Ich habe
den Reklamationsumfang nur schätzen können.
Es waren ca. 50%. Wenn man nicht an Bord
ist und die Arbeiten beobachten kann
sieht es nicht gut aus. Die meisten von
den Arbeitern sind angelernt und können
nichts! Der Rest, so wie mein Tischler,
hat mit Sicherheit auch keine Lehre
gemacht. Warum er sich Tischler nannte
weiß ich auch nicht, jedenfalls hatte
er sehr wenig Ahnung von dem was er tat.
Wenn ich nicht ständig anwesend gewesen
wäre und hätte nicht sofort gesehen
wenn etwas schief lief, ich weiß nicht
wie mein Teakdeck heute aussehen würde.
Schon wenn ich mal den Rücken kehrte
hat es dieser Typ
geschafft einen Fehler zu machen.
Dazu kam noch dass er kein vernünftiges
Werkzeug hatte und ständig meins
benutzen musste. Weil er mal eine Arbeit
dreimal wiederholen musste hat er mir
angedroht mir die Kehle
durchzuschneiden.
Jedenfalls hatte
ich dann nach 6 Wochen ein neues
Teakdeck und einen neu lackierten Rumpf.
Wie viel Nerven
mich das gekostet hat verschweige ich
hier lieber. Außerdem habe ich 50% der
Arbeit selbst gemacht und war kurz davor
die Firma zu entlassen, wenn ich nicht
schon 50% des vereinbarten Preises
bezahlt hätte.
Einige Ratschläge kann ich jedem
geben der in der Türkei Arbeiten ausführen
lassen möchte:
-
Zuerst
erkundigen welchen Ruf die Firma hat
-
Wichtig
ist nicht nur die Firma sondern wer
macht die Arbeit. Ich hatte mir
vorher ein Boot angeschaut und das
Teak sah ordentlich aus. Nur in der
Zwischenzeit hat der Tischler
gewechselt. Die Leute wechseln dort
oft ihren Arbeitsplatz.
-
Mehrere Kostenvoranschläge
einholen, am besten auch von Firmen
die außerhalb der Marinas arbeiten.
Diese sind oftmals besser und
billiger.
-
Man
verlangt 50% der Kosten als
Anzahlung. Damit ist die Firma schon
im sicheren Bereich. Nie soviel
Anzahlung machen. Erst schauen wie
die Firma arbeitet.
-
Wenn
möglich den Leuten immer auf die
Finger schauen. Wenn sie nicht unter
Aufsicht sind, machen sie viel Mist.
Ich
habe 6 Wochen mit den Leuten zusammen
gearbeitet und kann mir über die
Arbeitsmoral ein Bild machen. Auch wenn
sie an anderen Booten gearbeitet hatten,
habe ich mir das angeschaut. Oftmals
habe ich die Eigner bedauert die für
die Arbeiten viel Geld bezahlen mussten
und nur Mist bekommen haben. Besonders möchte
ich die Firma
„
SELMAR“ in der Marina Turgutreis
nennen und jedem raten zu einer anderen
Firma zu gehen. Allerdings muss ich
gestehen selbst Facharbeiter zu sein und
vielleicht einen zu hohen Standard zu
verlangen. Nur, wenn es um mein Boot
geht verlange ich gute Arbeit und keinen
Pfusch. In der Türkei scheint aber ein
anderer Maßstab zu gelten.
Noch
eine Begebenheit vom lackieren. Nach dem
das Boot lackiert war zeigte mir der
Lackierer stolz seine Arbeit. (übrigens
der Beste Mann von der ganzen Firma)
Nach
einiger Zeit habe ich dann genauer die
Lackierung in Augenschein genommen.
Auf
dem ganzen Rumpf verteilt waren
Silikoneinschlüsse. Das hieß: das Boot
musste nochmals komplett abgeschliffen,
gespachtelt, grundiert und lackiert
werden.
Wie
konnte das passieren? Ein Monteur am
Nachbarboot hat die Z-Antriebe mit
silikonhaltigem Spray behandelt. Und
gerade zwischen der letzten Reinigung
und der
Lackierung.
Der Wind tat das übrige. PECH!!!
Endlich fertig, die BEL-AMI im
neuen Gewand
Endlich war
die Zeit des Ärgerns und des Frustes
vorüber und ich konnte wieder ins
Wasser mit meinem Boot. Vier Wochen
waren für die Arbeiten vorgesehen
gewesen, es wurden sechs.
Die BEL-AMI am Kran
Auf jeden Fall war
ich erstmal glücklich wieder im Wasser
zu sein. Einige kleine Arbeiten mussten
noch gemacht werden, aber das konnte
auch am Steg gemacht werden. Weil ich ständig
anwesend war und die Fehler sofort
berichtigen ließ, war wenig Nacharbeit
zu machen. Ich nutzte die Zeit bis zum
Start noch dazu, mir einen Bugspriet zu
bauen. Das Vorsegel kommt dadurch etwa
1m weiter nach vorn und das Boot segelt
sich besser.
ein neuer Bugspriet aus
Irokoteak
Mitte Juni 2007
startete ich dann aus dem Hafen
Turgutreis. Eigentlich wollte mich
jemand begleiten, aber wie es so ist im
Leben, diese Person konnte plötzlich
nicht mehr, oder wollte nicht mehr, ich
weiß es nicht. Also blieb mir nichts
anderes übrig als allein zu segeln.
Allerdings hatte ich das Glück dass
mein Bruder denselben Weg hatte und er
mit seiner NAXOS mich begleitete. Wir
wollten zurück nach Griechenland. Das
hieß: wir mussten durch das
Starkwindgebiet der Kykladen.
Die NAXOS an meiner Seite
Unsere Route führte
uns über Kalymnos, Astypalaia, Anafi
nach Santorini. Zwischen den Inseln
hatten wir guten Segelwind und so
konnten wir endlich einmal vernünftige
Fotos von unseren Segelbooten machen.
Das ist der Vorteil wenn man mit zwei
Booten unterwegs ist.
Die BEL-AMI in
der Ägäis bei Wind 5-6 Bf.
Unsere Route führte
uns über Kalymnos, Astypalaia, Anafi
nach Santorini. Zwischen den Inseln
hatten wir guten Segelwind und so
konnten wir endlich einmal vernünftige
Fotos von unseren Segelbooten machen.
Das ist der Vorteil wenn man mit zwei
Booten unterwegs ist.
Thyra, der Blick über den
Krater
Auch wenn man
sich mit dem Boot im Krater befindet ist
es ein wunderbarer Anblick auf die Stadt
Thyra, am Kraterrand gelegen, oberhalb
der steilen Kraterwände mit dem
wunderbaren Farbenspiel und den vor
Anker liegenden Kreuzfahrtschiffen.
BEL-AMI im Krater von Santorini
Von hier aus ging
unser Törn dann über Sikinos,
Folegandros, Antiparos, Sifnos, Serifos
nach Kythnos. Und von hier ging es dann
hinüber zum Peloponnes. Wir hatten
unwahrscheinliches Glück. Bis auf zwei
Tage, die wir im Hafen von Serifos
verbrachten, hatten wir keinen
Starkwind. In der Bucht von Porto Heli
ließen wir den Anker fallen. Mein
Bruder wollte sich hier längere Zeit
aufhalten. Ich wartete hier im Hafen auf
meinen Sohn Dirk der wieder seinen
Urlaub bei mir an Bord verbringen
wollte. Er kam Ende Juli aus Deutschland
und wir starteten um den Peloponnes zu
umrunden.
Zuerst ging es nach
Epidavros, der ersten Hauptstadt
Griechenlands. Leider hatten wir keinen
guten Ankerplatz und wir konnten nicht
die wunderschöne Festung besichtigen
die oberhalb der Stadt auf einem Berg
liegt. Ein imposantes Bauwerk. Entlang
der Ostküste des Peloponnes ging es
dann nach Monemvasia. Eine sehenswerte
alte Stadt die wieder zu neuem Leben
erwacht. Hier erwischte uns ein Meltemi
der zwei Tage lang mit Böen bis acht
Beaufort blies.
Monemvasia
Nachdem der Sturm
abgeflaut war fuhren wir um das Kap
Maleas herum und hatten auf der kleinen
Insel, die der Stadt Neapolis
vorgelagert ist, einen herrlichen
Ankerplatz auf weißem Sand. Glasklares
Wasser und herrlich warm, was will man
mehr. Allerdings waren wir nicht die
einzigen Segler die diese Bucht
besuchten. Ca. 20 Yachten lagen hier vor
Anker.
Dann ging es auf
die Ostseite der Halbinsel Mani. Auch
hier fanden wir schöne Ankerbuchten in
denen es sich recht gut und sicher übernachten
ließ. Die Halbinsel Mani ist bekannt
durch ihre Häuser mit Wehrtürmen. Auch
heute noch wird diese Bauweise gepflegt.
Von dieser
Halbinsel ging auch der Aufstand gegen
die Türken aus, der dann das ganze Land
ergriff und die Türken mussten das Land
verlassen.
Ein Dorf auf der Mani, typisch
die Wehrtürme
Wir fuhren um das
Kap Tainaron herum in den Messenischen
Golf bis Koroni. Und von dort aus nach
Sapientza, eine kleine Insel südlich
von Methoni. Auf dieser Insel hat man in
den siebziger Jahren Muflons und
Wildziegen ausgesetzt die sich hier großartig
vermehrt haben. Diese Ziegen haben Hörner
die an Steinböcke erinnern. Sie laufen
dicht am Wasser entlang und man kann sie
sehr gut mit einem Fernglas beobachten.
Diese Insel ist Naturschutzgebiet und es
ist verboten die Insel zu betreten. Sehr
interessant. Unser nächster Ankerplatz
war vor Methoni. Eine alte Festung ist
der Blickfang und ein Spaziergang durch
das riesige Festungsgelände ist ein
Muss für jeden der hier mal anlandet.
Es ging weiter nach
Pilos und dann fuhren wir auf die kleine
Insel Efstratio. Hier kann man nur bei
ruhigem Wetter ankern da es keine geschützte
Bucht gibt. Nach einer einigermaßen
Ruhigen Nacht
hatten wir dann aber kein Glück. Es kam
am Morgen kräftiger Wind auf und wir
mussten die Insel verlassen. Es ging
weiter nach Katakolon, der Hafen in dem
die Kreuzfahrtschiffe festmachen und die
Passagiere von hier aus nach Olympia
bringen.
Es ist schon
interessant neben so einem riesigen
Schiff zu liegen.
Unser nächstes
Ziel war Zakynthos. Auf dieser Überfahrt
hatten wir einige Delphine neben unserem
Boot.
Reisebericht von DL2KHK Harald
SY-BEL-AMIO & SY-NAXOS in der südlichen Ägäis
Hallo Rolf, Thomas, Klaus, Fritz und Werner,
Hier ein Gruß und ein herzliches Dankeschön für Eure Mühe mit
den Wetterberichten, trotz der
schlechten Bedingungen.
X-Date: 2007/07/19 16:46:05
SY-NAXOS und SY-BEL-AMI
Hallo Freunde von I n t e r m a r,
Die Reise Richtung Westen durch die Inselwelt der südlichen
Aegaeis ist gut verlaufen {nur 3 Tage mäßiger Meltemi} Eure Wettervorhersagen waren wie immer sehr hilfreich, vielen
Dank dafür. Allerdings sind die Ausbreitungsbedingungenauf 20m manchmal nur mäßig, auch Positionsreporte über Pactor/Winlink
waren besonders abends nicht immer rüber zu bringen.Ansonsten gibt es wenig aufregendes zu berichten, es ist schön
warm hier, 35 bis 38°, 27° Wasser in den Buchten. Wir werdeneinige Wochen die Gegend erkunden, und haben sogar schon ein
mögliches Winterlager für die NAXOS in Augenschein genommen.
Seit einigen Tagen genießen wir das Leben am Yachtkai von Porto
Heli. Ein quirliges kleines Städtchen, mit vielen Tavernen und Bars, einigen Hotels, rundum phantastische Villenanlagen mit
den dazu gehörigen dicken Motoryachten wirklich reicher Griechen, und täglich mehrere Schnellfähren (Hydrofoils
& Flyincats) nach Piraeus/Athen und Inseln in der Nähe.
vy 73 von den Seenomaden der Naxos und
der Bel-Ami, Sitta, Harald und Horst DL2KHK und DH1EHK
Funkspruch zwischen Flugzeugträger und Leuchtturm
Dies
ist ein realer Funkspruch, der zwischen Spaniern und Amerikanern statt
gefunden hat - aufgenommen von der Frequenz des spanischen maritimen
notrufs, Canal 106, an der galizischen Küste „Costa De Fisterra“ - am
16. Oktober 1997
Dieser Funkspruch hat wirklich stattgefunden
und wurde erst im März 2005 von den spanischen Militärbehörden zur
Veröffentlichung freigegeben.
Spanier: Hier spricht A853 zu
ihnen, bitte ändern sie ihren Kurs um 15 Grad nach Süden um eine
Kollision zu vermeiden ... Sie fahren direkt auf uns zu, Entfernung 25
nautische Meilen ...
Amerikaner: Wir raten ihnen, ihren Kurs um 15 Grad nach Norden zu ändern um eine Kollision zu vermeiden.
Spanier: Negative Antwort. Wir wiederholen: ändern sie ihren Kurs um 15 Grad nach Süden um eine Kollision zu vermeiden.
Amerikaner:
(eine andere amerikanische Stimme) Hier spricht der Kapitän eines
Schiffes der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika zu ihnen. Wir
beharren darauf: Ändern sie sofort ihren Kurs um 15 Grad nach Norden,
um eine Kollision zu vermeiden.
Spanier: Dies sehen wir weder als
machbar noch erforderlich an, wir empfehlen ihnen ihren Kurs um 15 Grad
nach Süden zu ändern um eine Kollision zu vermeiden.
Amerikaner:
(stark erregter befehlerischer Ton) Hier spricht der Kapitän Richard
James Howard, Kommandant des Flugzeugträgers „USS Lincoln“ von der
Marine der Vereinigten Staaten von Amerika, das zweitgrößte
Kriegsschiff der nordamerikanischen Flotte. Uns geleiten zwei
Panzerkreuzer, sechs Zerstörer, fünf Kreuzer, vier U-Boote und mehrere
Schiffe, die uns jederzeit unterstützen können. Wir sind in
Kursrichtung persischer Golf, um dort ein Militärmanöver vorzubereiten
und im Hinblick auf eine Offensive des Irak auch durchzuführen. Ich
rate Ihnen nicht ... ich befehle Ihnen Ihren Kurs um 15 Grad nach
Norden zu ändern!!! Sollten Sie sich nicht daran halten, so sehen wir
uns gezwungen die notwendigen Schritte einzuleiten, die notwendig sind
um die Sicherheit dieses Flugzeugträgers und auch die dieser
militärischen Streitmacht zu garantieren. Sie sind Mitglied eines
alliierten Staates, Mitglied der NATO und somit dieser militärischen
Streitmacht ... Bitte gehorchen Sie unverzüglich und gehen Sie uns aus
dem Weg!
Spanier: Hier spricht Juan Manuel Salas Alcántara. Wir
sind zwei Personen. Uns geleiten unser Hund, unser Essen, zwei Bier und
ein Mann von den Kanaren, der gerade schläft. Wir haben die
Unterstützung der Sender Cadena Dial von la Coruna und Kanal 106 als
Maritimer Notruf. Wir fahren nirgendwo hin, da wir mit ihnen vom
Festland aus reden. Wir befinden uns im Leuchtturm A-853 Finisterra an
der Küste von Galizien. Wir haben eine Scheißahnung welche Stelle wir
im Ranking der spanischen Leuchttürme einnehmen. Und sie können die
Schritte einleiten, die sie für notwendig halten und auf die sie geil
sind, um die Sicherheit ihres Scheiß-Flugzeugträgers zu garantieren,
zumal er gleich gegen die Küstenfelsen Galiziens zerschellen wird, und
aus diesem Grund müssen wir darauf beharren und möchten es ihnen
nochmals ans Herz legen, das es das Beste, das Gesündeste und das
Klügste für sie und Ihre Leute ist, nämlich ihren Kurs um 15 Grad nach
Süden zu ändern um eine Kollision zu vermeiden!
Danach war seitens des Flugzeugträgers absolute Funkstille...
19.06.08
Tropische Wellen von unserem Mitglied Jörg, DC2JB
Neben
den Meereswellen und den Funkwellen begegnet manchem Segler eine dritte
Sorte Wellen: tropische Wellen. Ich hörte das erste Mal von ihnen im
Segelunterricht, als ich meinen Sporthochseeschifferschein machte. Aber
sie gehören offenbar nicht zu den Prüfungsfragen des DSV und deshalb
werden sie im Lehrbuch nur ganz kurz namentlich erwähnt und dem Lehrer
fiel auch keine passende Erklärung ein. „Passatstörung“, nun ja, das
kann alles und gar nichts sein.
Was es wirklich ist, erfährt nur
der Segler, der auf einem Transäquatorialtörn die Nordostpassat-Zone
zwischen 15° und 5° Nord durchquert. Ich hatte auf einer Reise von
Brasilien zu den Azoren gleich dreimal das Vergnügen.
Die
tropische Welle kündigt sich durch tiefhängende schwarze Wolken an, so
wie wir Boenwalzen auch von anderen Seegebieten kennen. Der Wind nimmt
zu, wird allerdings nie zum Sturm. In meinem Fall waren es 25 Knoten in
der Spitze,- immerhin kommend von zehn bis zwölf Knoten und zwar
innerhalb von fünf Minuten. Und es fing an zu regnen, nein, zu
schütten. Ungeheure Mengen Wasser kamen da vom Himmel. Und dann drehte
der Wind, mal in diese und mal in jene Richtung.
Es scheint
ein Wesenszug der tropischen Wellen zu sein, dass der Wind aus
verschiedenen Richtungen kommt, am liebsten aus allen vier
gleichzeitig. Reffen, Segel nachführen, das alles macht man am besten
splitternackt, denn es ist nass aber warm. Dann kann man sich hinterher
abtrocknen und hat nur ein nasses Handtuch und nicht -wie ich,
unerfahren- nach kurzer Zeit fünf Garnituren Unterwäsche zum Trocknen.
Bis eine tropische Welle durchgezogen ist, dauert unterschiedlich
lange, mal fast zwei ganze Tage, mal nur wenige Stunden. Sie entstehen
westlich von Afrika und ziehen in die Karibik.
Wie geht man mit
ihnen um? Zunächst einmal: Wie alles Wetter muß man sie ertragen. Wer
aus dem Südatlantik kommt, etwa von Südafrika oder St. Helena, kann es
bei diesem Rat bewenden lassen. Anders verhält es sich bei einem Törn
von Brasilien zu den Azoren oder gar in die Karibik. Tropische Wellen
sind nämlich der Stoff, aus dem Hurrikane entstehen, nicht aus jeder
und natürlich auch nur
in der Hurrikan-Saison, aber immerhin: Dann können sie gefährlich werden!
Hurrikane
entstehen meist mitten auf dem Atlantik und wandern dann westwärts. Wer
also von Juni bis November von Brasilien nach Norden startet, muss die
Situation genau beobachten. Erfreulicherweise sind „tropical waves“ in
den Wetterkarten aus Miami eingezeichnet. Man empfängt sie am besten
nachts, um 00-20 oder 06-20 utc auf 8502 khz. Erfreulicherweise hatte
auch der Diensthabende von Intermar Klaus. DJ3CD, meinem Fall die
erforderlichen Daten sofort bereit und konnte mir sogar die
Zuggeschwindigkeit „meiner“ tropischen Welle nennen. Ich bin dann
weitergefahren. Es war ungemütlich, aber auch ungefährlich. Sollte die
Karte aus Miami aber vermerken „developing tropical storm“, dann würde
ich in den Kalmen und südlich der Konvergenzzone sofort beidrehen und
warten, bis die Welle durchgezogen ist. Sonst müsste ich am Ende noch
anwenden, was ich im Unterricht zum Sporthochseeschifferschein über
Segeln im Hurrikan gelernt habe, - und das war auch schon nicht sehr
überzeugend.
Jörg Barczynski, DC2JB,1215