Vom Rhein zur Müritz von Dieter, DHØIAV. Stationen eines Motorbootfahrers.
Meine erste
Reise war in den fünfziger Jahren von Trier bis Koblenz auf der Mosel mit
Klepperfaltboot und Zelt. Das war gemütlich, wir konnten überall anhalten, wo
es uns
gefiel, Gasthäuser gabs überall und nette Bedienungen auch. Dann war ich
von
Kommilitonen zu einer Kurzreise auf einem Segelschiff auf der Ostsee
eingeladen.
Das war hart, schönstes Wetter, aber immer nur Segeln, und keine
Möglichkeit mal
ins Wasser zu springen, mal in Ruhe auf dem Schiff eine
Zigarette zu rauchen oder
ein Bier zu trinken. Da habe ich beschlossen, nicht
Segler zu werden; aber der Rhein
bei Speyer war von unserem qth schnell zu erreichen und so beschaffte ich mir erst
mal einen Angelkahn und einen Liegeplatz
im Reffenthal, einem Altrheinarm bei
Rheinkilomter 406,3. Angeln im Altrhein war ganz schön, aber ich konnte mit dem
Kahn nicht auf den Rhein.
Altrhein bei Hochwasser
Übernachten
war auch nicht möglich, also abends nach Hause fahren, oder
nach Besuch der
urigen Rheinkneipen per Taxi nach Hause und am nächsten
Tag das Auto holen.
Also ein Boot mit Übernachtungsmöglichkeit musste her.
Das wurde
auch gefunden. Nun waren Kurzreisen an den Neckar und Reisen
auf dem Rhein bis
Worms und ins Elsaß nach Straßburg möglich.
Im Reffenthal bei Speyer
Bedingt durch
beruflichen Einsatz konnten wir das Boot fast nur an
Wochenenden nutzen. Auf
einer Chartertour in Holland haben über ein neues
Boot diskutiert: Gudrun
wollte eine abgeschlossene Toilette, ich kein Verdeck
sondern eine mit Tür
abgeschlossener Kabine mit Stehhöhe und eine
Koje mit
einem festen Bett; ja und trailern mit einem VW Bus sollte auch
noch möglich sein.
Wir haben
lange ein „Boot für zwei“ gesucht, bis wir 1994 auf einer Messe ein
finnisches Kajütboot, eine Bella 650 mit der Seriennummer 0001, fanden und
vom Stand weg
kauften. Das Boot wurde nach Mannheim geliefert und dort fand
auch die Erstwasserung und Bootstaufe statt.
Erstwasserung 6.4.94 im Mannheimer Hafen
Jetzt kamen
erst mal Umbauarbeiten: Solaranlage und Zusatzbatterien,
Davids für das absolut notwendige Beiboot (gute Kneipen sind immer
am anderen Ufer der Wasserstraße
und die nächste Brücke ist
kilometer weit entfernt...) zusätzlicher Wassertank, BiminiTop, Polster
für die Plicht, Ankerspill und Antennen für UKW und KW und
viele andere
Verbesserungen in den Stauräumen und der Kajüte.
Ja und dann
gings los. Erste Reise im Sommerurlaub: Neckar bis Plochingen
und zurück. Im
nächsten Sommer: „Sauerkrauttour“:Von Speyer zu Tal bis Koblenz,
die Mosel zu
Berg bis in den Abzweig des Rhein-Marne Kanals und wieder in den
Rhein bei Straßburg. Dann Reise an den Hochrhein bis
Breisach mit Abstecher nach
Colmar. 1997: Fahrt nach Holland über den Rhein, Jjsselmeer, durch Friesland an
den Dortmund Ems Kanal und zurück zum Rhein in
Duisburg und zu Berg an den
Liegeplatz bei Speyer. (6 Wochen, ca 1.400 km).
Dieses Boot,
die GUDI haben wir heute noch, nur liegt sie jetzt im größten
deutschen
Binnensee, der Müritz, in Waren. Wie kam
das?
An einem
Clubabend erzählte ein Skipper von seiner mehrmonatigen Reise per
Motorboot vom Neckar an die Müritz. Er zeigte auch Dias, und danach mussten wir
uns diese
Gegend erst mal anschauen. Also fuhren wir mit dem VW-Bus über
Neujahr 1998
nach Waren. Der Hafen war leer, die Müritz vereist. Wir umrundeten
die ganze Müritz, es war kalt und regnerisch, aber diese Gegend und die vielen Seen
hatten es uns angetan: der nächste Urlaub geht an die Müritz, zwar nicht auf
eigenem Kiel,
soviel Urlaub hatte ich nicht, aber wir können das Boot ja gerade noch trailern.
Also Trailer gekauft, nur war ich noch nie mit einem 7 m Trailer mit
Boot drauf
ca 2,5 t auf Reisen gegangen. Also über Pfingsten 1998
„probetrailern“
nach Winningen an der Mosel und dann eine Woche Lahnfahrt.
Hat
alles geklappt. Auf an die Müritz!
Rast an einem Autohof
auf der A7
Im Sommer
gings dann in Speyer los. Nach ca 800 Trailerkilometern erreichten wir die
Mecklenburger Oberseen. Gekrant wurde in Malchow, dann über die
Müritz-Elde-Wasserstraße durch einige Seen in den Stadthafen von Waren.
kauften eine Wohnung am Stadthafen in Waren als „Altersruhesitz“, obwohl es bis
zur Rente noch etwas Zeit war. Meine Firma spielte mit, und ich konnte bis zum
Rentenbeginn meine Aufgaben von Waren aus erledigen. In den folgenden Jahren
erkundeten wir die gesamte Müritzregion mit dem Boot, unternahmen Reisen nach
Schwerin, Berlin und in die brandenburgischen Gewässer von Rheinsberg bis zum
Scharmützelsee. In jeder freien Stunde waren wir auf dem Wasser,
oft nur zum Baden
(die Müritz hat fast Trinkwasserqualität, aber wir trinken lieber Campari mit Soda)
und zum Erholen von der täglichen Arbeit.
erst richtig, weil
wir fast täglich in der Saison auf dem Wasser sind.
Die Entfernung von unserer
Haustür bis zum Boot im Hafen beträgt nur
ca 150 m Luftlinie, und wir haben
Verbindung zu allen Weltmeeren. Nach 150 km
auf der Müritz-Elde-Wasserstraße sind wir auf der Elbe Richtung Hamburg.
Im Süden geht es über die
Müritz-Havel-Wasserstraße in die Havel nach
den Berliner Gewässer, weiter über
den Mittellandkanal in den Westen
oder über die Oder-Havel-Wasserstraße und die Oder ins Stettiner Haff und in die Ostsee.
Stadthafen im Eis
Im September
2006 hat Rolf, DK4XI das INTERMAR ReLay DB0XIM bei mir
eingerichtet und seitdem
können auch auf der Müritz Amateurfunker ihre APRS
Positionen absetzen und via
Echolink mit ihrem Heimat OV in Kontakt treten,
denn es gibt in 50 km Umkreis von Waren keine UKW-Repeater….
2009: Fahrt
nach Schwerin über die Müritz-Elde-Wasserstraße und Störkanal
zur
Bundesgartenschau
die Peene in den Peenestrom und
über den Greifswalder Bodden nach Rügen.
Schaun wir
mal was sonst noch kommt !
(Konrad Adenauer
wurde mit 72 Bundeskanzler und so alt bin ich noch nicht….)
73 Dieter, DH0IAV und Gudrun Maier, Waren (Müritz)