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SY-KAYA   Op Rüdiger & Gabi




4.8.2007

 Saturday, August 04 2007
 Gehört um 20:33:04 Uhr von DJ4WL:
 ZS1AENBert bei 7°N 23°W  
 DJ9UERüdiger, geht nach Sizilien  


11.6.2006


Amateurfunk oder Seefunk ?
Von Rüdiger Hirche DJ9UE, SY "KAYA"

Zur kompletten Ausrüstung einer Yacht gehört längst auch die Funkausrüstung. Die Fahrtensegler und Weltumsegler haben es den Hafenliegern vorgemacht: Nicht das Satellitentelefon oder das Handy, sondern das SSB-Kurzwellenfunkgerät ist das ideale Kommunikationsmittel an Bord einer Yacht.
Nicht nur, weil Kurzwellenfunk weltweite Sprechfunkverbindung der Yachten untereinander oder mit Stationen an Land ermöglicht. Über Kurzwelle hat der Segler heute Zugang zu vielfältigen Wetterinformationen. Die Betriebsart PACTOR ermöglicht sogar das Empfangen und Versenden von E-Mails.
Jetzt stellt sich nur noch die viel diskutierte Frage: Seefunk oder Amateurfunk? Aus der Sicht des Fahrtenseglers heißt meine klare Antwort: Amateurfunk! Denn der Amateurfunk bietet für Segler gegenüber dem offiziellen Seefunk erhebliche Vorteile.

Hier die beiden Funkdienste im direkten Vergleich. Der Text ist ein Auszug aus meinem Buch "Amateurfunk an Bord", das im Juli 2006 bei Delius Klasing erscheint.

Qualität des Sendesignals:
Für die Aussendung der Radiowellen benutzen Amateurfunk und Seefunk grundsätzlich die gleiche Technik. Das von einem Seefunkgerät ausgesendete SSB-Sprachsignal ist von dem eines Amateurfunkgerätes nicht zu unterscheiden, es hört sich genauso an.
Auch bei den Signalen eines PACTOR-Controllers spielt es keine Rolle, ob diese über ein Seefunk- oder ein Amateurfunkgerät versendet werden.
Und schließlich können beide Geräte die wichtigen RTTY- und FAX-Dienste in absolut gleicher Qualität empfangen.

Installation von Antenne, Erde und Tuner:
Der Aufwand für die Installation der Anlage ist identisch: Beide Funkdienste verwenden die gleiche Antenne, den gleichen Tuner und das gleiche Erdsystem.

Amateurfunkgeräte sind vielfältiger und flexibler in der Bedienung als Seefunkgeräte.
Seefunkgeräte sind bewusst so konzipiert, dass die Gefahr der Fehlbedienung durch technische Laien minimiert wird.
Amateurfunkgeräte sind dagegen für technisch versierte Benutzer ausgelegt. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten, das Gerät auf die verschiedensten Situationen beim Empfang und bei der Aussendung von Signalen einzustellen. Damit verbunden ist aber auch eine größere Gefahr der Fehlbedienung. Das ist mit ein Grund dafür, dass Amateurfunkgeräte nur von lizenzierten Funkamateuren benutzt werden dürfen.

Seefunk benutzt ausschließlich Kanäle, Amateurfunk benutzt Frequenzbereiche.
Der auffälligste Unterschied zwischen Amateurfunk und Seefunk liegt in den zur Verfügung stehenden Betriebsfrequenzen:
Für den Kurzwellen-Seefunk steht nur eine begrenzte Anzahl von Kanälen zur Verfügung. Diese Kanäle werden durch ein festes Frequenzraster gebildet, Funkverkehr zwischen diesen festen Frequenzen ist illegal. Die für Segler interessanten Schiff-Schiff-Kanäle (Simplex) sind im Seefunk mehr als rar. Für den Nahverkehr stehen lediglich zwei 4-MHz-Kanäle zur Verfügung. Für Verbindungen im Bereich 500 Seemeilen gibt es lediglich drei 6-MHz- und zwei 8 MHz-Kanäle. Und für den Fernverkehr im 12- und 16-MHz-Bereich stehen insgesamt nur zwölf Kanäle zur Verfügung.

Amateurfunk findet innerhalb von Frequenzbändern statt, in denen man sich eine beliebige freie Frequenz aussuchen kann. So steht z.B. im 40m-Band (7 MHz) ein 60 kHz breiter Bereich für SSB-Verbindungen zur Verfügung, ohne festen Kanalraster. Das ist Platz für etwa 20 gleichzeitig stattfindende SSB-Verbindungen. Und im 20m-Band stehen für den weltweiten Verkehr 250 kHz zur Verfügung, das reicht aus für ca. 80 SSB-Verbindungen.

Wegen dieser Unterschiede in der Frequenzzuweisung unterscheiden sich auch die Geräte ganz erheblich. Seefunkgeräte sind für feste Kanäle konzipiert. Funkbetrieb außerhalb dieser Kanäle ist zwar möglich, aber meist umständlich. Amateurfunkgeräte sind dagegen für kontinuierliche Frequenzabstimmung konzipiert, 100 feste Kanäle können aber sehr einfach programmiert werden.

Amateurfunkgeräte verfügen nicht über DSC (Digital Selective Call).
Sie sind daher nicht wie Seefunkgeräte mit dem GMDSS-System verbunden. Mit Hilfe einer EPIRB kann aber im Notfall auch eine Segelyacht ohne Seefunk Kontakt zum GMDSS herstellen.

Eine Million Funkamateure weltweit bieten mehr Kontaktmöglichkeiten als die wenigen verbliebenen Seefunkstellen.
SSB-Seefunkverkehr wird in der Regel über die seltener werdenden Küstenfunkstellen abgewickelt. Oder direkt von Schiff zu Schiff.
Der entscheidende Unterschied zwischen Seefunk und Amateurfunk: Auf den Seefunkkanälen trifft man sich mit anderen Yachten nur nach fester Verabredung. Man trifft hier nicht zufällig auf einen Gesprächspartner. Die Wahrscheinlichkeit, in einer Notsituation auf einem Seefunkkanal eine empfangsbereite Station anzutreffen, ist sehr gering. Besonders, seit mit GMDSS die Hörwache auf Grenzwelle entfällt.

Auf den Amateurfunkbändern ist die Situation völlig anders. Von den mehr als eine Million Amateurfunkstationen, verteilt über die ganze Welt, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit und in jedem Land immer ein Teil "in der Luft". Und zu jeder Station, die man hört, kann man auch Kontakt aufnehmen.
Auf den Amateurfunkbändern "hört man einfach mal rein", man ist "standby", weil hier nicht nur andere Yachten oder amtliche Stellen, sondern einfach Leute mit Spaß am Funk fast immer präsent sind. Weil es begeisterte Funkamateure gibt, die ihre Freizeit am Funkgerät verbringen.
Und genau hieraus ergibt sich ein ganz wesentlicher Vorteil des Amateurfunks gegenüber dem Seefunk:
Im Amateurfunk ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer
" Landstationen oder andere Yachten zu treffen
" wichtige Informationen zu erhalten
" auf einen Notruf eine Antwort zu erhalten.

Maritime Funknetze für Segler:
Seitdem immer mehr Yachten auf hoher See unterwegs sind und seitdem die moderne Technik es erlaubt, Amateurfunkgeräte an Bord einer Segelyacht zu installieren, haben sich weltweit maritime Amateurfunk-Netze etabliert. Funkamateure an Land, mit starken Sendern, mächtigen Richtantennen und Internetzugang versorgen die Segler über tausende von Kilometern rund um den Erdball mit Wetterdaten und anderen nützlichen Informationen.

Diese Funknetze sind nicht nur ein Sicherheitsfaktor, sie bieten als "Treffpunkt" auch die Möglichkeit, andere Yachten ohne Verabredung zu kontaktieren. Und Informationen aller Art verbreiten sich auf den Netzen sehr schnell.
Maritime Funknetze finden fast ausschließlich auf den Amateurfunkbändern statt (zum Beispiel das deutsche INTERMAR-Amateurfunknetz auf 14313 kHz, täglich um 16:30 UTC).

Amateurfunkgeräte sind kostengünstiger in der Anschaffung.
Die Anschaffung einer Seefunkanlage belastet die Bordkasse deutlich mehr als die Anschaffung einer Amateurfunkanlage. Denn obwohl sie umfangreichere technische Details bieten, sind Amateurfunkgeräte deutlich preiswerter als Seefunkgeräte. Und Amateurfunkgeräte sind auch in großer Auswahl auf dem Gebrauchtmarkt zu finden.

PACTOR und das Amateurfunknetz Winlink2000:
Die digitale Betriebsart PACTOR in Verbindung mit einem Kurzwellengerät und einem Notebook hat inzwischen den größten Anteil an der drahtlosen Kommunikation an Bord einer Segelyacht.
Es gibt einige kommerzielle PACTOR-Anbieter für Wetter- und E-Mail-Service auf den Seefunkfrequenzen (z.B. Bern Radio, Kiel Radio). Der Umfang des Datenangebotes ist allerdings beschränkt. Und ob diese Stationen wirklich zu jeder Tageszeit weltweit erreichbar sind, muss bezweifelt werden.

Funkamateure haben rund um die Uhr Zugriff auf das Winlink2000-Netz. Mehr als 30 Knotenpunkte sind weltweit so verteilt, dass es immer möglich ist, eine dieser Stationen per Funk zu erreichen. Hier stehen vielfältige Wetterinformationen und die Möglichkeit des Versands und Empfangs von E-Mails zur Verfügung.
(Mehr zum Thema PACTOR finden Sie auf meiner Website: www.sy-kaya.de)

Einziger Wermutstropfen ist immer noch die Amateurfunkprüfung.
Zwar ist die praktische Morse-Prüfung gefallen, und die Theorie-Prüfung wird inzwischen im Multiple-Choice-Verfahren durchgeführt. Trotzdem sind die Anforderungen für die Amateurfunkprüfung auch heute noch wesentlich anspruchsvoller als für die Seefunkprüfung.